Panama: “Meine Vorstellungen fliegen lassen"

Interview Panama: “Meine Vorstellungen fliegen lassen"

Am wohlsten fühlt er sich in seinem Studio alleine. Kreativ sein, Musik machen, keiner, der einen stört. Panama im Gespräch mit Beats Radio.

Panama: “Meine Vorstellungen fliegen lassen"Foto: <span style="background-color:rgba(255,255,255,0.65);color:rgb(0,0,0);font-size:9px;"><strong>Mitch O'Neil </strong></span>

Während ich mich auf das Interview mit Jarrah aka Panama vorbereite, gehe ich davon aus, dass ich gleich mit einem extrovertierten Mann sprechen werde. Ein Musiker, der es liebt, mit Menschen im ständigen Kontakt zu sein. Meine Vermutung ist auch, dass er lieber auf der Bühne steht als im Studio. Immerhin ist er bekannt für seine Kollaborationen. Schaut man sich seine Diskografie an, findet man vor allem Zusammenarbeiten mit anderen großen Künstlern von Satin Jackets bis Ben Böhmer, Solo-Tracks gibt es so gut wie keine. Wer hätte gedacht, dass ich damit so falsch liege. Ich starte also das Zoom-Gespräch. Bei mir ist es 11 Uhr Morgens, für Jarrah bereits 19 Uhr Abends. Schon taucht sein lächelndes Gesicht auf. Er sitzt da in einer dicken Jacke.

Der neue Track von Panama und Satin Jackets "Alive"

Label: Golden Hour RecordingsRelease Date: 09. Juni 2023Genre: Disco, R&B/Soul

Immer wieder neu

Beats Radio: Hey Jarrah! Wie toll, dass das klappt. Wie gehts dir?

Panama: Hey Alena! Ich freue mich auch sehr, danke dir für deine Zeit. Mir geht es gut, hier ist es nur wahnsinnig kalt.

Stimmt, bei euch in Australien startet heute der Winter. Das tut mir leid. Du in dicker Jacke, ich im Sommerkleid. Ich habe mich eben deiner Musik angepasst.

*lacht* Ja wenigstens die bringen ein paar sommerliche Vibes.

Erzähl doch mal, wie klingt deine Musik, abgesehen von Sommer?

Das ist immer eine schwere Frage. Das kommt immer auf die Kollaboration und meine Partner oder Partnerin an. Ich versuche immer meinen eigenen Sound zu behalten, gleichzeitig aber auch, mich individuell an den anderen anzupassen. Mein persönlicher Stil hat ein bisschen was von den 70-er Songwriter Vibes, also mit Stimmen und Instrumenten. 

Und wie bist du zur Musik und eben diesem Stil gekommen?

Ich habe schon in meiner Kindheit mit Musik angefangen: mit sechs Jahren Klassik am Klavier. Mit 12 habe ich angefangen zu komponieren. Ich habe Musik machen immer geliebt. So ging das alles seinen Weg. Viele verschiedenen Projekte habe ich in meinen 20ern gestartet. In meinen 30ern habe ich mehr und mehr die elektronische Musik kennengelernt und bin etwas weg von der Indie-Schiene. Trotzdem bin ich immer melodisch und emotional geblieben.

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Die Geschichte von Panama 

Wann fing es dann mit Panama an?

Das ist vor ungefähr 10 Jahren gestartet. Damals habe ich angefangen, alles alleine zu machen. Ich habe selbst produziert und auch selbst aufgenommen. Die PCs und Softwares kamen an den Punkt, an dem das alleine kein Problem mehr war. Das war eine tolle Zeit. Es fühlte sich an, als könnte ich jetzt alles, was ich mir vorgestellt habe, selbst machen. Mit Panama konnte ich meine Vorstellungen fliegen lassen.

Was ist die Geschichte hinter dem Namen Panama?

Es gibt eigentlich keine Geschichte, ich mochte einfach nur wie es klingt. Meine Musik ist immer sehr cineastisch und würde gut in Filme passen oder kann auch der Soundtrack für eine Reise sein. Es geht also mehr um den Sound und das bildliche, das einem dabei in den Kopf kommt.

Wie gehst du einen neuen Track an?

Ich fange eigentlich immer am Klavier an. Ich spiele Melodien, manchmal auch am Synthesizer und von da aus geht es dann weiter. Was auch immer an den Tasten entsteht, schicke ich weiter an die anderen Producerinnen und Producer, bei denen ich denke, zu dir passt diese Melodie.

Die Zusammenarbeit mit Satin Jackets

Unser Kontakt ist ja durch Tim, also Satin Jackets entstanden. Letzte Woche erst ist euer neuer Track “Alive” an den Start gegangen. Wie läuft eure Zusammenarbeit ab?

Wenn ich mit Tim zusammenarbeite, beginnt es immer damit, dass einer von uns dem anderen etwas schickt, eine neue Idee. Diesmal hat er mir ein Instrumental geschickt und ich bin das durchgegangen, habe meinen eigenen Vibe hineingebracht. Das hat diesmal echt lang gedauert, zwei oder drei Monate. Sonst sitze ich an neuen Tracks ein paar Wochen, aber in diesen Track habe ich alles gesteckt.

Nach meinem Gespräch mit Tim kann ich wohl sagen, er ist dein größter Fan! Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit?

*lacht* Ich bin auch sein größter Fan! Ungefähr 2018, ich hatte schon mit einigen Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet und das hat super geklappt. Auf einem Roadtrip hat dann ein Freund von mir gefragt, ob ich schon mal was von Satin Jackets gehört habe. Wir haben reingehört und ich war schockverliebt. Also habe ich ihn kontaktiert. Wir harmonieren einfach wahnsinnig gut zusammen.

Ist dir also die menschliche Komponente wichtig bei Kollaborationen?

Genau! Für mich ist es ganz wichtig, dass ich mich mit den Menschen, mit denen ich arbeite gut connecten kann, dass wirklich eine Freundschaft entsteht und wir auf einer Wellenlänge sind. Dann kann man besser zusammen wachsen, auch musikalisch.

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Zuhause ist es am schönsten 

Wie klappen eigentlich die Zusammenarbeiten? Satain Jackets ist aus Deutschland genauso Ben Böhmer, das sind ja schon mal 8 Stunden Zeitverschiebung. Reist du dafür viel?

Eigentlich bin ich kein großer Fan vom Reisen. Ich bin ziemlich groß und es fängt schon damit an, dass mir die Sitze in Flugzeugen immer zu klein sind. Außerdem bin ich eher introvertiert und liebe es in meinem Raum zu sein. Ich bin auch am kreativsten, wenn ich mich wohl und zuhause fühle.

Das heißt du bist auch lieber im Studio als auf Tour?

Vor 6 oder 7 Jahren bin ich als Panama viel auf Tour gewesen, war fast jeden Tag in einem anderen Land. Es hat zwar Spaß gemacht, aber es war mir persönlich auch zu viel. Ich hatte ständig Jetlag und meine Antibiotika immer am Mann, weil ich ständig krank wurde. Das war für mich der Punkt, an dem ich gesagt habe, hey ich liebe es Musik zu machen, zu produzieren. Das ist es was ich machen will. Deshalb performe ich nicht mehr live, mein Glück finde ich im Musik machen.

Das heißt also erst mal kann man dich nicht mehr live erleben?

Vielleicht irgendwann in der Zukunft wieder. Aber jetzt gerade nein.

Die Magie dahinter

Wird es dann bei dir auch bald mal mehr Solomusik geben?

Ich bleibe auf jeden Fall bei den Kollaborationen und es kommen jetzt in der nächsten Zeit auch einige neue Sachen. Ich liebe es, ständig mit neuen Leuten zu arbeiten.

Gibt es irgendjemand, mit dem du unbedingt zusammenarbeiten möchtest?

Ich finde, das Besondere ist nicht zu wissen, was als Nächstes kommt. Ich weiß nicht, mit wem ich als Nächstes zusammenarbeiten werde und was dabei entsteht. Das ist die Magie dahinter.

In einem Satz, was ist Musik für dich?

Es ist die reine Freude und Glück.

Alena Kohler / Redaktion

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