George FitzGerald: "Meine Musik ist chaotisch."

InterviewGeorge FitzGerald: "Meine Musik ist chaotisch."

London oder Berlin, George FitzGerald stand überall auf der Bühne. Seine Musik erzählt Geschichten, die können auch mal 8 Stunden dauern.

George FitzGerald: "Meine Musik ist chaotisch."Foto: Dan Medhurst

Es ist immer wieder spannend für mich, wenn ich im Studio sitze, den Zoom-Call starte und darauf warte, dass mein Interviewpartner auf dem Bildschirm erscheint. Hoffentlich vergesse ich keine Frage. Hoffentlich bleibt die Verbindung stabil. Ich bin gespannt, welche Geschichten ich heute erfahre. Bei George FitzGerald stellt sich bei mir aber auch noch eine weitere Frage: Er kommt ursprünglich aus England, lebt mittlerweile wieder in London, war aber auch einige Jahre in Berlin…

Die neue EP von George FitzGerald: "Not As I"

Label: Domino Records
Release Date: 09. Juni 2023
Genre: House Electronica

Seine Anfänge

Beats Radio: Hey George! First Things First: Deutsch oder Englisch?

George FitzGerald: Sehr gerne Deutsch! Sollte mir ein Wort nicht einfallen, kannst du mir ja aushelfen.

Super, so machen wir das. Vielen Dank für deine Zeit!

Ich danke dir, ich freue mich sehr auf unser Gespräch.

Ich mich auch! Deine Musik zeichnet sich ja vor allem durch Vielfalt und ganz viele unterschiedliche Einflüsse aus. Wie würdest du deine Musik beschreiben?

Ziemlich emotional, dramatisch, melodisch gleichzeitig aber auch tanzbar.

Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen?

Ich habe als kleines Kind die Plattensammlung von meinen Eltern durchgesucht. Ich hatte auch Klavierunterricht, war aber kein besonders guter Schüler. Trotzdem hatte ich dadurch eine musikalische Grundlage. Als Teenager bin ich dann in Clubs gegangen und mein Bruder hat aufgelegt. Ich war dann der kleine Bruder, der so sein wollte wie er.

Und wie hat sich dann dieser vielfältige Sound entwickelt?

Den habe ich nicht absichtlich gemacht. Aber diese bunte Mischung besteht aus zahlreichen Einflüssen, auch aus meinem Leben: Die Rhythmen sind sehr UK-mäßig. Ich habe auch 10 Jahre in Berlin gelebt und habe da Techno und House für mich entdeckt. Als Kind und Teenager fand ich auch Indie sehr toll. Das alles ergibt meine bunte Mischung. Meine Musik ist eher chaotisch, sie ist wie ich.

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Die neue EP "Not As I"

Wie gehst du an einen neuen Track ran? Wie findest du die Geschichten zu deinen Melodien?

Es gibt nie den gleichen Startpunkt. Manchmal ist es ein Sample, manchmal sind es ein paar coole Drums oder ich sitze einfach im Studio vor dem Synthi und da kommt was Cooles raus. Bei mir geht so was nie wirklich schnell. Ich habe noch nie einen Track an einem Tag gemacht. Die meisten sind Kombinationen aus verschiedenen Ideen aus einem Monat.

In der vergangenen Woche wurde ja auch dein neuer Track Venera veröffentlicht. Wie klingt der?

Venera ist eine Darstellung meines gegenwärtigen Stils. Es hat Schlagzeug und eine Band ist dabei. Man kann jedes Element meines derzeitigen Stils finden und deshalb ist es eine sehr gute Darstellung von mir als Künstler.

Und was ist die Geschichte dahinter und auch die Geschichte deiner neuen EP?

Ich habe die Idee vor zwei oder drei Jahren während der Pandemie angefangen. Ich habe mich in der Zeit total für den Weltraum interessiert und das hört man auch in Venera. Die Kooperation mit SYML allerdings handelt von dessen Vater, der leider verstorben ist. Jeder Track beinhaltet also unterschiedliche Themen. Es ist wie immer mit mir, sehr emotional, dramatisch und passt trotzdem zusammen.

Gigs bei denen man Zeit hat

Bist du eher ein Studio- oder Bühnenmensch?

Früher hätte ich vermutlich 50: 50 gesagt, mittlerweile bin ich aber eher ein Studiomensch. Als Konzerte während der Pandemie nicht gingen, habe ich es aber krass vermisst., unter anderen Menschen zu sein. Damit meine ich nicht nur auf der Bühne, sondern allgemein.

Was war dein liebster Gig?

Ich hatte sehr viele coole Gigs. Ich lege zurzeit nicht so oft auf und verbringe viel mehr Zeit im Studio und schreibe mehr Musik. Früher, vor allem während meiner Zeit in Berlin, habe ich aber auch mal 8 Stunden lang in einem Club gespielt und dabei ganze Geschichten mit meiner Musik erzählt und das vermisse ich schon sehr.

Warum geht das heute nicht mehr?

Ich fühle mich, als hätten die Leute heutzutage weniger Geduld. Man muss in einer Stunde nur Hits spielen. Ich vermisse, Gigs in denen ich die Zeit habe.

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Der DJ in der Ecke

Wenn du auf Tour bist, was darf bei dir an Equipment nicht fehlen?

Ich reise sehr minimal. Ich habe nur einen Rucksack und zum Glück muss man die Platten nicht mehr mitnehmen. Als ich angefangen habe, musste man 100 Platten im Flugzeug mitschleppen.

Mal abgesehen vom Schleppen, fehlt dir das Auflegen mit Platten auch manchmal?

Es war schon cool, als DJ hinter dem Mischpult zu stehen und für das nächste Lied die Platten durchsuchen zu müssen, anstatt an Knöpfen zu drehen. Das war cooler und es gab dadurch einen Rhythmus. Wenn ich heute auflege, ist der nächste Track nach 20 Sekunden bereit und dann habe ich einige Minuten, in denen ich warten muss. Deshalb ist der Druck größer, eine richtige Performance zu machen.

Und früher hat es dir besser gefallen?

Auflegen war für mich immer etwas Anonymes. Der DJ stand in der Ecke und die Musik und die Leute haben miteinander die Show für sich gemacht und getanzt. Als DJ war man für die Show irgendwie unwichtig.

Du bist ja auch Teil des neuen FIFA 2023 Game-Soundtracks! Bist du selbst auch Gamer?

Ja das stimmt! Das ist super cool. Früher habe ich sehr viel Fifa gespielt, jetzt mit Kindern habe ich nur leider nicht mehr die Zeit dazu. Ich hätte aber mal wieder große Lust dazu.

In einem Satz, was ist Musik für dich?

Musik ist alles, mein Leben und ich könnte ohne Musik nicht. Meine Musik ist ein Weg für mich, mich auszudrücken und zu sagen, ich bin hier und ich existiere.

Alena Kohler

 

Alena Kohler / 17.05.2023

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