Disco: Die Anfänge der Tanzmusik und des Groove

GenresDisco: Die Anfänge der Tanzmusik und des Groove

Hier findet Ihr alles, was man über Disco-Musik wissen sollte: ihre Einflüsse auf elektronische Musik und die verschiedenen Subgenres.

Disco: Die Anfänge der Tanzmusik und des GrooveFoto: <span style="background-color:rgba(255,255,255,0.65);color:rgb(0,0,0);font-size:9px;"><strong>Photo by Jakob Owens on Unsplash</strong></span>

Achtung Ohrwurmgefahr

Schließt die Augen und stellt euch folgendes vor: Stroboskoplichter, bunte Klamotten, wilde Frisuren, die Tanzfläche bebt und die Menschen gleich mit. Willkommen in den Diskotheken der 70er Jahre und der Blütezeit der Disco Musik.

Zehn Disco-Klassiker und die bekanntesten Disco-Künstler, die Ihr nicht mehr aus dem Kopf bekommen werdet und die euch wahrscheinlich schon beim Lesen einen Ohrwurm verpassen:

Was ist das?

Kurz gesagt, Disco ist eine Stilrichtung, die vor allem Elemente der Funkmusik einfließen lässt. Erst in den 70er Jahren entwickelte sich daraus ein eigenes Genre. Bei der Disco-Musik treten die Melodie, der Text und Gesang in den Hintergrund. Wichtig sind der Groove und die Tanzbarkeit der Tracks. Der Beat eines typischen Disco-Songs liegt meist bei etwa 100 – 120 Beats per minutes (bpm).

Übrigens, der Disco-Hit „Stayin Alive“ der Bee Gees ist nicht nur Tanzfreude pur, er ist auch im übertragenen Sinne ein absoluter Lebensretter. In vielen Erste-Hilfe-Kursen wird dieses Lied zum Vorbild für das Tempo der lebensrettenden Herz-Druck-Massage. „Stayin Alive“ … ein Song der Leben rettet.

 

Ein Saxophonist vor einem Sonnenuntergang
Foto: Foto von Victor Freitas von Pexels

Die Geschichte der Disco-Musik

Die Blütezeit dieses Genre war zwischen den Jahren 1976 und 1979. Mit dieser Art von Musik kam auch eine neue und vor allem bunte Art der Mode auf, die den Zeitgeist und das Lebensgefühl der Menschen in diesen Jahren prägte. Schlaghosen, Rüschen, Glitzerhemden und übergroße Sonnenbrillen boomten.

Die Disco-Musik entwickelte sich aus dem Jazz, Funk und vor allem aus dem Soul heraus. Da diese Musikstile besonders durch die People of Color geprägt waren, entwickelte sich auch Disco mit den Einflüssen dieser Kultur. Das Besondere an diesem Genre war, dass vor allem die Tanzbarkeit im Mittelpunkt stand. Die Bevölkerung wollte nur eins: TANZEN! In den Diskotheken spielte Hautfarbe keine Rolle und so wurde aus Disko mehr als nur ein Musikstil. Disko wurde zu einem Soundtrack der Toleranz. Es stand in jeglicher Hinsicht für Veränderung und neue Wege.

Die Anfänge von Disco

Zum ersten Mal tauchte die Disco-Musik nach Ende des Vietnamkriegs auf. Viele junge Menschen wagten einen Ausbruch aus den bisherigen Gepflogenheiten und den Ketten der Gesellschaft. Es ergab sich auch eine sexuelle Revolution. Man nahm sich neue Freiheiten, testete Grenzen und probierte sich aus. Diese sexuelle Befreiung fand also auch ihren Weg in die Musik. Musikproduzenten bauten in ihre Tracks verrucht wirkendes Geflüster oder auch Stöhnen ein: Wie zum Beispiel bei Donna Summers  „Love To Love You Baby“  oder „Je t’aime, … Moi Non Plus“ von Jane Birkin und Serge Gainsbourg.

Donna Summer Love To Love You Baby original long version (Disco 70s)

Europäischer Disco

Europa entwickelte sich zum Kontinent der Disco-Musik. Egal ob ABBA aus Schweden, Cerreone aus Frankreich oder Bonney M. aus Deutschland.

Besonders München entwickelte sich zum Disco-Zentrum Europas. Auf den amerikanischen Militärstützpunkten rund um die Stadt sind nach dem zweiten Weltkrieg mehrere Radiostationen aufgebaut worden. Die dort stationierten Amerikaner spielten in ihrem Programm vor allem die in den USA populäre Musik von People of Color und beeinflussten damit ihre deutschen Zuhörer und Musikproduzenten. Im Jahr 1975 schaffte es der Song „Fly, Robin Fly“ von Silver Convention als erstes europäisches Stück weltweit auf Platz 1 der Charts. Das amerikanische Publikum war begeistert: Disco-Sound ganz im amerikanischen Stil und das aus Deutschland.

In einem Keller in München entstand zu dieser Zeit eine wahre Disco-Legende: Die Music Land Studios. Giorgio Moroder und einer seiner wichtigsten Mitarbeiter, Pete Bellotte, gründeten ein wahres Phänomen. Die Studios in irgendeinem Keller der Stadt waren als „Olymp der Disco-Musik“ bekannt. In der ganzen Szene wurde in den höchsten Tönen davon gesprochen. Gesehen haben die Studios aber nur die Musiker und Backgroundsängerinnen. Die mit bekanntesten Disco-Tracks dieser Zeit wurden in den Music Land Studios produziert. Eines der prominentesten Beispiele ist die Sängerin Donna Summer, die mit ihrem ersten Song „Love To Love You Baby“ alle Rekorde brach. Zunächst hatte der Song eine damals durchschnittliche Länge von wenigen Minuten. Doch eines Abends rief der Gründer des Labels Casablanca Records Neil Bogart aus Amerika bei Moroder an. Er sagte, dass er gerade eine Orgie feiere und sie den Song „Love To Love You Baby“ liebten. Problem war nur, dass sie ihn immer wieder von vorne abspielen mussten. Der Amerikaner erklärte dem Münchner, sie sollten schnellstmöglich eine längere Version produzieren: Es entstand die heute bekannte fast 17-minütige Version des Hits.

Ein Barkeeper befüllt Gläser
Foto: Foto von Michal Lizuch von Pexels

Zeit für elektrischen Funk

Disco-Musik startet immer mit einem 4/4 Takt, alles andere baut sich darauf auf. Der perfekte Takt für den beliebten Tanz: Disco-Fox. Auch wenn man sich aus den Zwängen der gesellschaftlichen Gepflogenheiten befreien wollte, war Disco-Fox ein typischer Paar-Standardtanz, der in den Diskotheken beibehalten wurde.

Neben den Soulelementen zeichnet sich Disco auch durch die elektronischen Elemente aus. Disco-Musik wurde mit zur ersten Art der elektronischen Tanzmusik. Diese ist heute auch häufig als Dance bekannt. Bereits Anfang der 70er Jahre begannen Disco-Produzenten das Instrument des Erfinders Robert Moog in ihre Musik einzubauen: den Synthesizer. 1972 wurde das synthesizerlastige Lied „Hot Butter“ von Pop Corn zu einem weltweiten Erfolg. Auch in Deutschland etablierte sich diese elektronische Musik im Genre Disco. Besonders die Band Kraftwerk  sollte in den 80er Jahren mit ihrem futuristischen Elektro-Disco weltweit in die Musikgeschichte eingehen und bis heute Musiker und Musikerinnen der elektronischen Musik beeinflussen.

Was die Musikwelt am Synthesizer so beeindruckte war die Vielfalt, die dieses Instrument mit sich brachte. Ein Beispiel dafür ist die Kultband ABBA im Gegensatz zu der eben erwähnten Gruppe Kraftwerk. ABBA verwendete den Synthesizer auf eine viel beweglichere Pop-Art als es Kraftwerk mit ihrem eher statischen, maschinelleren Sound taten. ABBA bezog sich noch ganz auf den Disco-Stil der 70er Jahre. Bestes Beispiel ihr Welthit: Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight).

ABBA - Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)

Disco bleibt

Und heute? Disco-Musik nimmt weiterhin großen Einfluss auf die verschiedensten Genres. Mittlerweile erlebt die Disco-Musik eine Art Renaissance. Viele moderne DJs bauen Disco in ihre Musik ein oder besinnen sich komplett darauf zurück. Disco-Musik hat sich mittlerweile in mehrere Subgenres aufgeteilt, die sich häufig mit Genres wie House und Deep House vermischen.

Fünf Hits mit Disco-Einflüssen, die Ihr auf Beats Radio hört:

  1. Leila – Poolside Remix 
  2. Feel My Needs - Purple Disco Machine 
  3. Never Enough - Satin Jackets feat. Niya Wells 
  4. Push The Feeling On (MK Dub Remix) - Nightcrawlers 
  5. Better By Your Side – Aeble 

Die Subgenres der Disco-Musik

Cosmic-Disco: Ende der 70er Jahre wurde die Cosmic-Disco bekannt und war besonders in Europa stark vertreten. Vor allem die vierköpfige Band „Space“ aus Frankreich war in dieser Szene sehr erfolgreich. Cosmic-Disco ist bis heute eine der meistgehörten Subgenres von Disco-Musik. Es zeichnet sich durch den viel verwendeten Synthesizer ab. Wie der Name vermuten lässt, klingt Cosmic-Disco wie frisch aus dem Weltraum. Heute ist diese Art der Disco-Musik vor allem durch die Band „Daft Punk“ bekannt, welche selbst von sich sagen, dass „Space“ große Vorbilder für sie sind.

Nu-Disco: Eines der heute beliebtesten Genres im Bereich elektronische Musik ist Nu-Disco. Darin wird Disco-Musik mit House und Deep House vermischt. Dieses Genre zeichnet sich, ganz im Sinne von Disco, durch seinen Groove und seine Tanzbarkeit aus. Der große Unterschied zur House Musik ist, dass auch Instrumente und nicht nur programmierte Parts auftauchen. Nu-Disco hat außerdem eine andere Songstruktur, die sich wieder besonders an der typischen Disco-Musik orientiert: mit Versen und einem Refrain. Bekannte Vertreter der Nu-Disco-Szene sind zum Beispiel Poolside, Satin Jackets oder Purple Disco Machine.

Elektronische Tanzmusik/Dance:  Die Musikrichtung Dance bezeichnet eigentlich eine Fülle an tanzbaren Musikgenres im Bereich der elektronischen Musik. Wie der Name vermuten lässt, geht es bei dieser Richtung vor allem ums Tanzen, um den Groove, ganz so, wie es bei Disco der Fall ist. Bei Dance wird auch häufig der Synthesizer verwendet. Die elektronische Tanzmusik bedient sich vieler Einflüsse aus den verschiedensten Genres. Hier sind die Übergänge oft fließend. Die Anfänge sind aber ganz klar in der typischen Disco-Musik verankert.

L'Impératrice
Foto: Emma Birsk

Bunt, verrückt und lebensfroh

Aufwendiges Make-Up, aufgetürmte Frisuren, bunte, hautenge Klamotten und viel Rhythmus. Ein weiters wunderbares Beispiel dafür sind die Bands L'Impératrice und Parcels. Sie übermitteln noch immer das bunte, lebensfrohe Gefühl der Tanzflächen in den 70er Jahren. Mit Disco verbindet man ein typisches Bild, ein musikalisches Bild, das bis heute in den Charts und auf den Tanzflächen vor allem eines vermittelt: das absolute Lebensgefühl!

Alena Kohler / 27.06.2023

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